Heiko Miedlich – Systemische Aufstellungen

„Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.“

Antoine De Saint-Exupéry

Einsatzbereiche „Systemische Aufstellungen“

Vorab: es gibt aktuell (noch) keine fundierte und bewiesene Theorie, die vollständig erklärt, auf welche wissenschaftliche Basis „Systemische Aufstellungen“ zurückzuführen sind. Fakt ist, dass es eine etablierte Methode ist, Dinge aus einer „zusätzlichen Sicht“ wahrzunehmen. Eine veröffentlichte Promotion von Thomas Gehlert mit dem Titel „System-Aufstellungen und ihre naturwissenschaftliche Begründung“ (Springer Verlag 2019) liefert erste Belege für die Wirkmechanismen.

Aufstellungen über die Körperwahrnehmungen

Das, was sich in Aufstellungen über die Körperwahrnehmungen zeigt, ist schwer mit den gewohnten Denk- und Verhaltensmustern unseres Verstandes zu verarbeiten. Diese neuen Erfahrungen, die nicht mit unseren gelernten Ursache-Wirkung-Mechanismen zu erfassen sind, überfordern unseren rationalen Verstand. Es werden tiefe Emotionen unseres Unterbewusstseins aktiv und das Faszinierende bei der Arbeit mit Personen als Stellvertreterinnen und Stellvertretern ist, dass sie die Empfindungen (Gefühle wie Freude, Traurigkeit, Wut, Verzweiflung, Schmerzen, …) der Personen in ihren Körper spüren, die die Personen, für die sie stellvertretend stehen, empfinden bzw. empfunden haben. Diesen Empfindungen fehlt jedoch der biografische Kontext, den die Person hatte, durch die diese Empfindungen verursacht wurden. Darum werden diese nicht bewertet und stehen als Wahrnehmungen ungefiltert und somit unverfälscht zur Verfügung.

Über Aufstellungen sind Geschehnisse nachvollziehbar, die auch mehrere Generationen zurückliegen und, wenn sie nicht „anerkannt“ sind, bis heute wirken. Mit „anerkennen“ ist gemeint, dass Personen und Ereignisse durch uns nicht nach unseren Maßstäben be- oder verurteilt werden dürfen. Tun wir das, und das ist unsere Realität, wir be- und verurteilen ständig, kommt es sehr schnell zu einer Ab- oder gar Ausgrenzung von bestimmten Personen, die zu unseren Ahnen/Ahninnen gehören.

Basis der Aufstellungsarbeit ist die Stille und die Selbstwahrnehmung. Dabei geht es nicht um „Richtig“ und „Falsch“. In diesen Dimensionen funktioniert das Feld nicht. Alles, was ist, hat seine Existenzberechtigung und dies anzuerkennen, ist der Schlüssel für Veränderungen.

„Man sieht oft etwas hundert Mal, tausend Mal, ehemann es zu zum allersten Mal wirklich sieht.”

Christian Morgenstern

Analyse und Vorgehen

Das Vorgehen ähnelt dem, welches in der Analyse von Familiensystemen eingesetzt wird. Gearbeitet wird im „Stellvertretern“ oder mit Hilfsmitteln (Puppen, Fußstapfen, …) um verborgene Ursachen für Dysfunktionalitäten zu erkennen. Ein möglicher Ablauf sieht wie folgt aus:

1. Identifikation des Themas: Ein spezifisches Anliegen oder Problem wird ausgewählt.
2. Stellvertreter wählen: Personen oder Objekte repräsentieren verschiedene Elemente des Systems, wie Mitarbeiter, Abteilungen oder Prozesse.
4. Aufstellung im Raum: Die Stellvertreter werden nach Gefühl im Raum positioniert, um Beziehungen und Dynamiken sichtbar zu machen.
5. Beobachtung und Feedback: Die Anordnung wird analysiert, um versteckte Muster, Konflikte und potenzielle Lösungen zu erkennen.
6. Interventionen und Anpassungen: Basierend auf den Erkenntnissen werden Änderungen ausprobiert und die Auswirkungen beobachtet.
8. Integration: Die gewonnenen Einsichten und Lösungen werden in den Arbeitsalltag übertragen.